Die Erhebung statistischer Daten im großen Stil ist ein Kind des 19. Jahrhunderts. Im Königreich Preußen wurde 1905 das „Königliche Preußische Statistische Bureau“ in „Preußisches Statistisches Landesamt“ umbenannt und 1934 in das „Statistische Reichsamt“ eingegliedert. Kurz darauf erfolgte wieder eine Regionalisierung der Erhebung statistischer Daten, so beim Provinzialverband der Rheinprovinz, wo 1935 wieder ein eigenes Statistisches Amt entstand. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen zunächst die Alliierten die Erhebung statistischer Daten in eigener Regie, nach der Gründung des Landes NRW wurden in Düsseldorf und Münster zwei Statistikämter geschaffen. 1948 verschmolz man beide Ämter zum „Statistischen Landesamt Nordrhein-Westfalen. Das neue Amt expandierte rasch und wechselte seinen Sitz des aus dem Haus des Oberpräsidenten in ein Gebäude an der Düsseldorfer Haroldstraße, 1951 in eine ehemalige Wehrmachtskaserne in der Ludwig-Beck-Straße, die zwischen 1958 und 1971 weiter ausgebaut wurde. Anfang der 1970er Jahre jedoch hatte das Amt nicht nur Außenstellen in Oberhausen und Paderborn, sondern war innerhalb Düsseldorfs auf sieben Dienstgebäude verteilt.
Schon 1969 hatte das Amt mit Planungen für einen zentralen Neubau begonnen, der nicht nur die räumlichen und personellen Ressourcen bündeln, sondern auch eine repräsentative Adresse bilden sollte. Ausgewählt wurde ein Grundstück in Derendorf im Norden Düsseldorfs, wo das Gelände der Kaserne des Königlich-Preußischen 2. Westfälischen Husaren-Regiments Nr. 11 freigeräumt wurde.
Gottfried Böhm und Mitarbeiter/innen konzipierten den Neubau, für den am 10. November 1972 der Grundstein gelegt wurde. Am 1. Juni 1976 konnte das neue Hauptgebäude bezogen werden, im 30. Geburtstagsjahr von Nordrhein-Westfalen.
Ab 2004 wurde durch die Firma jenga Generalplaner Gesellschaft mbH eine umfassende Schadstoff- und Brandschutzsanierung geplant und bis 2010 in vier Abschnitten durchgeführt. Bei dieser Erneuerung wurden einzelne Funktionsbereiche umstrukturiert und auch die Haustechnik modernisiert. Eine hohe Ausbauqualität und die Einfügung in das von Böhm geplante Erscheinungsbild waren dabei die Maßgabe. Zum 1. Januar 2009 wurden per Erlass des nordrhein-westfälischen Innenministeriums das ehemalige Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen und die Gemeinsamen Gebietsrechenzentren in Hagen, Köln und Münster zum heutigen Landesbetrieb IT.NRW, Information und Technik Nordrhein-Westfalen, zusammengefasst.
Das Gebäude befindet sich im Stadtteil Derendorf von Düsseldorf an einer städtebaulichen Scharnierstelle. Das vor allem von Geschosswohnungsbauten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geprägte Wohnviertel geht hier über in ein von Bürobauten geprägtes Gebiet. Auf dem Gelände des heutigen Landesamtes befand sich zuvor eine Preußische Kaserne. Zur Verfügung stand nach deren Niederlegung fast ein ganzer Block innerhalb des regelmäßigen Straßenrasters.
Böhm gestaltete eine 16-geschossige Hochhausscheibe, die in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet ist und deren untere fünf Geschosse auf beiden Längsseiten in drei Terrassen weit vorragen und so einen Breitfuß ergeben. Zusätzlich ist das Gebäude in eine Art Wanne eingestellt, die gärtnerisch gestaltet und von Brücken überfangen ist, so dass sich ein Burggrabenmotiv ergibt.
Hervorstechendes Merkmal der Fassade ist der bewusst auf Rostbildung ausgelegte COR-TEN-Stahl, der als wetterfest und wartungsarm galt (was er freilich nicht war). Dadurch bekommt das Gebäude seinen markanten Farbton und seine besondere Oberflächenästhetik. Die quergelagerten Fenster haben ebenso abgerundete Ecken wie die Kanten des Gebäudes, was zur skulpturalen Form beiträgt. Dabei lassen die Fenster durch Format und Form z.B. an Eisenbahnwaggons oder Sichtfenster in Laborbereichen denken. Einige Funktionen – Jalousien, Fluchttreppen im Breitfuß, Klimatisierungsrohre – sind so bewusst nach außen gelegt, dass sie zur technischen Inszenierung der Fassade beitragen. Anders als viele Hochhausscheiben der 1960er und 1970er Jahre hat dieser Bau durch die zur Dachfläche hin abgeknickte Fassade einen deutlichen Abschluss, was seine Skulpturhaftigkeit unterstreicht.
Das Innere ist im Wesentlichen in zwei Bereiche untergliedert. Die Hochhausscheibe nimmt die Büros auf, während Maschinenraum, Programmierbereich, Magazine, Bibliothek, Druckerei und Materiallager sowie die Kantine in den Geschossen des Breitfußes untergebracht sind. Eine Besonderheit stellt das 16. Obergeschoss dar, das höher ist und Schulungsräume und eine Cafeteria aufnimmt.
Markanter künstlerischer Akzent im Außenraum ist der Brunnen „Fünf Bronzebögen“, den Elmar Hillebrand 1981 gestaltete.
Das Landesamt stellt in gewisser Weise einen Scharnierbau im Schaffen Böhms dar. Die 1960er Jahre waren, abgesehen von Rathäusern, stark von Sakralbauten bestimmt, von denen im Büro Böhm zahlreiche gleichzeitig in Planung und im Bau waren. Ästhetisch variierte Böhm hier immer wieder neu das Motiv der Betonskulpturen. Mit dem Landesamt schuf er seinen ersten Verwaltungsbau und schlug einen neuen Gestaltungston an. Ein Bezug zum 1977 eröffneten Centre Pompidou in Paris von Richard Rogers und Renzo Piano, das internationales Aufsehen erregt hatte, liegt nahe, auch wenn der Pariser Bau das technische Element noch viel stärker in den Vordergrund stellt.
Gleichwohl mutet auch Böhms Düsseldorfer Landesamt wie ein technisches (Groß-)Gerät an und inszeniert seine technische Funktion auch gestalterisch. Die Verkleidung mit Metallpaneelen sollte in den nächsten Jahren ein wichtiges Thema bei Böhms Projekten werden, wobei das Landesamt das einzige bleiben sollte, bei dem COR-TEN-Stahl in diesem Umfang verwendet wurde. Durch Farbigkeit und Materialität sind im Übrigen auch Assoziationen zu Relikten der Schwerindustrie denkbar – in diesem Falle ergäbe sich sozusagen als postmoderne Ironie die Pointe, dass die Funktion des Hauses, nämlich modernste computergestützte Datenverarbeitung, das genaue Gegenteil zur alten, damals schon im Niedergang begriffenen Schwerindustrie bildet.
Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland hat 2021 mit einer Denkmalwertprüfung für den Bau begonnen.