Anfang des 20. Jahrhunderts ließ der lokale Herrenklub „Gesellschaft Erholung“ unter der Leitung des Architekten Ludwig Bopp sein Gesellschaftslokal von einem bescheidenen Gasthaus am Bergisch Gladbacher Marktplatz zu einem großzügigen Unterhaltungsbetrieb erweitern. Gedacht als Leistungsschau der eigenen wirtschaftlichen Potenz, war das Prestigeobjekt aber aufgrund seiner Größe nicht rentabel zu betreiben und musste 1943 gänzlich schließen. Inzwischen in städtischer Hand, stieg die Einrichtung mit dem Namen Bergischer Löwe noch einmal zu größerer Bekanntheit auf, als der große Saal als Ersatzspielstätte für einige zerstörte Bühnen und deren Ensembles herhalten konnte und dafür 1952 sogar erweitert wurde.
Spätestens mit dem Ablauf des nächsten Jahrzehnts befand sich das Gebäude jedoch nicht mehr in einem angemessenen Zustand und die Stadt bemühte sich um Ersatz. Mit Hilfe eines örtlichen Bauunternehmens sollte dort zunächst eine sehr groß angelegte Hochhausgruppe mit Gewerbeflächen, Theater, Veranstaltungssaal und Hotel entstehen, was jedoch rechtliche Schwierigkeiten und die Insolvenz des Bauunternehmens 1973 verhinderten. Im Jahr darauf lobte die Stadt Bergisch Gladbach einen beschränkten Architektenwettbewerb für eine kommunale Gemeinschaftseinrichtung aus, der durch Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen für das neue Konzept des „Bürgerhauses“ ermöglicht worden ist.
Im Gegensatz zur bisherigen Planung sollte der historische Bestand am Marktplatz erhalten bleiben und die gegebenen Dimensionen des Bestands auch durch einen Neubau respektiert werden. Gottfried Böhm setzte sich gegen drei Konkurrenten durch, übernahm die Planung und begleitete die Realisierung zwischen 1977 und 1980.
Die Gesamtanlage teilt sich mit historistischem Altbau und modernem Erweiterungsbau in zwei grundlegend verschiedene Bereiche auf. Ersterer zeigt sich wie schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts als eindrucksvolles Eckgebäude an der Einmündung der Hauptstraße in den Marktplatz und steht im Zentrum der innerstädtischen Aufmerksamkeit. Gottfried Böhms Neubau hingegen nimmt sich im Auftritt zurück und wird erst im Hintergrund sichtbar. Dessen voluminöse Gebäudeform und die konstante Höhe von drei bis vier Geschossen verleiht der Verlängerung des Marktplatzes gegenüber des heutigen Museums Villa Zanders dennoch eine klare städtebauliche Raumkante und urbanen Charakter. Beide Gebäudeteile sind zunächst optisch durch ihre gemeinsame intensiv rote Farbe verbunden und architektonisch durch einen zurückspringenden Zwischenbereich miteinander verknüpft. Eine moderne Treppenumbauung eines historistischen Erkers erweckt dort den Eindruck, dass die beiden Zeitschichten wie eine Kupplung ineinandergreifen.
Böhms Erweiterungsbau ist vor allem durch seine Metallfassade geprägt, die im Kontrast zum Bestandsgebäude ein strenges Raster und eine glatte Haptik aufweist. Im Erdgeschoss wird letztere jedoch durch einen Sockelbereich aus terracottafarbenen Fliesen mit blaugrün gerahmten Fenstern abgeschwächt, der am Eingang zwischen Straßenbelag und Metallfassade vermittelt. Durch zahlreiche Vor- und Rücksprünge und die kleinteilige Anordnung von Fenstern wirkt die Ansicht trotz ihrer repetitiven Gliederung vielfältig und belebt. Charakteristisch sind die metallenen Sonnenschutzelemente über den teilweise auch als Erker hervortretenden Fenstergruppen und auf der Dachterrasse sowie der vor das Gebäude gestellte Aufzugsturm. Mit seiner runden Form nimmt auch er die Verbindung zum runden Erker des benachbarten Bestandsgebäudes auf. Des Weiteren treten insbesondere auf der Südseite des Gebäudes Teile der Gebäudetechnik als Gestaltungselemente der Fassade auf, sodass insgesamt ein industrieller, maschinenartiger Ausdruck entsteht. Im Kontrast dazu integriert die Gebäudeform aber auch einen großen Laubbaum vor der Hauptfassade als Ausdruck von Natur und Lebendigkeit.
Durch den Haupteingang gegenüber der Villa Zanders gelangen Besucher ins geschossübergreifende Foyer, welches bereits ein Hauptelement des Innenraums darstellt. In Erinnerung an historische Theater und Opernhäuser befindet sich dort eine ausladende offene Treppenanlage mit mehreren Läufen, die im Gegensatz zum Prunk der Vergangenheit jedoch schlichte schwarze Metallgeländer und einen schwarzen Kunststoffbelag mit Flachnoppen aufweist. Das Foyer ist nicht nur ein Vorraum für den anschließenden Saal, sondern ist dem Sinn eines Bürgerhauses entsprechend als großzügiger Aufenthaltsraum gedacht. Zahlreiche Sitzgelegenheiten und zum Platz hin angeordnete Gruppenräume ermöglichen hier Gemeinschaftsaktivitäten. Gestalterisch verweisen auch spielerisch abstrahierte Details wie ein Brunnen und eine Uhrensäule auf historische Theatergebäude und erzeugen eine große Ambivalenz in diesem ansonsten eher dunklen und durch offensiv präsentierte Lüftungsrohre geprägten Innenbereich.
Ein weiteres Beispiel für dieses Vorgehen ist der sogenannte Spiegelsaal, der als (post-)moderne Interpretation historischer Prunkräume dienen kann. Kern des Gebäudes ist der große Theatersaal, dessen Wände nun durchgängig mit hellen roten Fliesen belegt sind. Der kreative Umgang mit historischen Vorbildern findet hier seinen Höhepunkt, auf dem der ganze Saal als illusionistische Theaterkulisse konzipiert ist. Zum einen erscheinen die Wände wie Häuserfassaden mit Fenstern und berankten Türen, die metallene Abhangdecke mit blauen Blechen zeigt den Himmel, der durch grün gemalte Bäume begrenzt ist, durch die sich eine Schlange bewegt, und der Eiserne Vorhang ist mit einem Gemälde geschmückt, das geometrische Formen als städtische Kulisse illusionistisch in Szene setzt. Auf diese Weise versucht der Architekt mit künstlerischen Mitteln den inneren Kern des Hauses wie einen urbanen Außenraum zu inszenieren, der eine fantasievolle Stimmung der Öffentlichkeit vermittelt.