Schon Anfang der 1920er Jahre sicherte sich die Stadt Köln durch Eingemeindung der Bürgermeisterei Worringen umfangreiche Gelände nördlich der City auf der linken Rheinseite gegenüber von Leverkusen. Doch zunächst wurde nur Industrie um den neu angelegten Niehler Hafen angesiedelt. Der Bau der „Neuen Stadt“ als Wohn- und Entlastungssiedlung für die verstädterten Wohnviertel rings um die Kölner Altstadt begann erst, nachdem Rudolf Schwarz als Generalplaner der Stadt das Doppelstadtkonzept 1950 nochmals vertieft hatte. Zunächst begann man im Bereich Volkhoven/Weiler mit dem Bau konventioneller Einfamilien- und Mehrfamilienhaus-Zeilenbau. Die anschließenden neuen Stadtteile Chorweiler-Mitte und Seeberg folgten dagegen dem neuen Großsiedlungs-Muster mit zentralen Hochbauten und einer teils mehrstöckigen Verkehrsinfrastruktur, die Öffentlichen Nahverkehr, Autoverkehr und Fußgängerbereiche entflocht und Lokal- vom Durchgangsverkehr trennte. Während in Chorweiler-Mitte die zentralen Einrichtungen der für mehrere Zehntausend Einwohner gedachten „Neuen Stadt“ entstanden, fiel Seeberg die Rolle eines reinen Wohnviertels mit Dienstleistungs-, sozialen und Kultureinrichtungen zu.
Die Aachener Gemeinnützige, eine kirchlich basierte Trägergesellschaft, übernahm die Gestaltung eines Teilbereichs, der wiederum auf mehrere Architekten aufgeteilt wird. Fritz Brill als Abteilungsleiter der Aachener sowie die Kölner Architekten Fritz und Christian Schaller gestalten eigene Bereiche.
Die Planungen setzen schon in der ersten Hälfte der 1960er Jahre ein; da die knappen Mittel des Sozialen Wohnungsbaus für den Böhm-Bereich aufgestockt werden müssen, wird dieser erst als letzter im Jahre 1969 begonnen. Fertigstellung ist 1974. Gemeinsam mit seiner Frau, der Innenarchitektin Elisabeth Haggenmüller, richtet Böhm eine Musterwohnung mit einfachen Gestaltungsbeispielen ein; ebenso regen er und seine Mitarbeiter die Bewohner zur praktischen Mitgestaltung durch Bemalung der Betonwände an.
Der von Böhm entworfene Bauabschnitt umfasst einen Hochbau in der Achse der Zörgiebel-Straße, der sich viertelkreisförmig um einen Quartiersplatz legt. An den Hochbau schließt sich eine niedrigere Hauszeile aus Mehrfamilienhäusern an. Parallel zu dieser, über eine hochgelegte Fußgängerebene mit dem Platz verbunden, verläuft eine Reihe von Altenwohnungen. Die Baukörper sind jeweils in Sichtbeton gestaltet und vielfach gegliedert. Jede Wohnung verfügt über einen Gartenhof, eine Terrasse oder einen Balkon.
Das Erdgeschoss des Hochbaus ist für öffentliche Nutzungen vorgesehen und springt hinter einer Stützenreihe zurück. Darüber beginnen an der Platzseite kanzelartig auskragende Balkone, die vertikal durch Rankgitter verbunden sind und so die Form offener Erker annehmen. Die rot gestrichenen Gitter sowie mehrfarbige Brüstungsverkleidungen führen zu einem bunten Farbenmix in den Grundfarben.
Die anschließende Wohnstraße ist dagegen hauptsächlich durch die farbigen Rahmen und Umrahmungen (Faschen) der Fenster sowie das Grün der Pflanzen in Gärten und auf Balkonen belebt, die sich von dem Grau der Sichtbetonwände abheben. Ein Teil des Platzes wird von einem ebenfalls im Erdgeschoss durchlässigen Verwaltungsbau begrenzt.
Im Dienste der gewünschten sozialen Durchmischung sind im Hochhaus Apartments untergebracht, in den Mehrfamilienhäusern größere Wohnungen für Familien, während parallel dazu Altenwohnungen in Einzelbauten mit jeweils drei Einheiten übereinander errichtet werden. Letztere zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass Wohn- und Schlafzimmer verbunden werden können, so dass auch Bettlägerige am Leben teilnehmen können. Die größeren Wohnungen weisen eine vielfältige Gestaltung auf; die Musterwohnung zeigt die Küche als Einbau in den Wohnbereich.
Voll durchgeplant sind auch die in den Erdgeschossen um den Quartiersplatz angeordneten Gemeinschaftsräume bzw. Gaststätten und Läden.
Schon die Baugeschichte zeigt einen gewissen Widerspruch zwischen Böhms gestalterischen Individualismus und Qualitätsanspruch gegenüber den starren Vorgaben der Gesamtplanung und vor allem der Förderkriterien für den hier umgesetzten Sozialen Wohnungsbau. Trotzdem erzeugte Böhms Lösung für diese Bauaufgabe in Hochzeiten des Großsiedlungsbaus große Aufmerksamkeit, obwohl sie sich letztlich als singulär und nicht übertragbar erwies.
Auch am Funktionieren des Konzeptes für den öffentlichen Raum, die Nahversorgung und die kulturellen Angebote sind Zweifel nicht abzuweisen. Das nicht gerade barrierefreie Erschließungskonzept, die pflegeaufwendige Gestaltung vor allem der Oberflächen und das Verständnis der Mieter und Nutzer für die ungewohnte Architektursprache und experimentellen Grundrisse wurden hier gewiss sehr strapaziert. Die schnelle und radikale Abkehr vom Großsiedlungsbau um 1970 hat Böhm natürlich nicht aufhalten können; seine dem Gesamtkonzept von Chorweiler mühsam abgerungene humane und kreative Seite wiegt wenig gegenüber der Masse des gebauten Volumens und den Folgen der sozialen Trennung, die dennoch einsetzen musste.