Im Jahr 1908 wurde in Köln-Ehrenfeld die neue Pfarrei St. Anna von ihrer Mutterpfarrei St. Joseph abgetrennt und erhielt bis 1908 eine mächtige neuromanische Kirche nach Plänen von Adolf Nöcker. Diese, mit ihrem mächtigen Westturm den Paderborner Dom zitierende Kirche, erlitt schwere Kriegsschäden. 1954 gewannen Vater und Sohn Böhm den beschränkten Wettbewerb für den Wiederaufbau, der bereits 1956 fertiggestellt war.
Der Turm des Vorgängerbaus wurde in den Neubau integriert, die Ausrichtung des neuen Innenraumes wurde um 180° gedreht, so dass der Turm nun den Chor auszeichnet und der Nachkriegsraum gewestet ist. Die Betonwände waren ursprünglich betonsichtig und durch Ziegelzuschlag rosa gefärbt. Aufgrund von Feuchtigkeitsproblemen wurden die Außenwände in der 1970er Jahren mit Schiefer und Kupferbändern verkleidet.
Der Kirchenbau steht in einer gründerzeitlichen Blockrandbebauung mittig auf einem eigenen, großzügig freigehaltenen Block, der sich zwischen Ottostraße im Nordwesten und Overbeckstraße im Südosten erstreckt, nach Nordost von der Schirmerstraße und nach Südwest von der Schadowstraße begrenzt. Der neuromanische Turm ist nach Nordwesten zur Ottostraße und der unmittelbar in der Turmachse liegenden Eichendorffstraße orientiert. Damit sollte er nach Manier der Kölner Neustadt-Planung auch städtebauliche Wirkung bis zum Ehrenfeldgürtel entfalten. Der Bereich zu Füßen des Turmes und südlich des Langhauses ist heute durch alten Baumbestand und Spielplätze ausgezeichnet. Die dem Turm gegenüberliegende Seite wendet die neue Eingangsfassade dem vorgelagerten Christine-Teusch-Platz zu, der den Block der Gemeindebauten nach Südosten abschließt und auf den mehrere Straßen zuführen. Dieser rechteckige Platz wird auf drei Seiten von ruhigen, innerstädtischen Wohnstraßen mit mehrgeschossiger geschlossener Bebauung umgeben, die vierte Seite öffnet sich der geschwungenen, vollkommen verglasten Kirchenfassade mit dem kontrastierenden Werksteinportikus und dem auch von dieser Seite noch sichtbaren, zurückliegenden Turm. Die Kirche steht hoch über dem Platz, eine breite, mehrstufige Treppe führt zu ihr empor. Auf diese Weise akzentuiert der Kirchenbau von St. Anna das umliegende Stadtviertel mit zwei unterschiedlich angelegten, für die Quartiersqualität wichtigen Aufenthaltsbereichen mit viel altem Baumbestand. Der Neubau von Vater und Sohn Böhm realisiert eine moderne Hallenkirche, die anstelle des neuromanischen Vorgängerbaus östlich an den mächtigen Turm anschließt. Das neue Kirchenschiff ist allerdings nun gewestet, so dass der Turm von der Gemeinde aus gesehen hinter dem Altarbereich steht. Das ehemalige Turmportal dient als Nebeneingang für eine kleine Werktagskapelle im Turm-Erdgeschoss. Das neue Portal der Kirche ist nun nach Osten gerichtet, dem dortigen Platz zugewandt, und bildet eine einladende, ganzflächig verglaste Fassade aus. Ein Portikus – eine massive Wandscheibe aus hammerrechtem Schichtenmauerwerk – steht mit etwas Abstand vor der Fassade, dazwischen ist ein niedriger Windfang angeordnet, der mittig in die Kirche führt. Das Dachtragwerk der Kirche besteht aus zwei Reihen von Stahlbetonstützen, die sich nach oben verbreitern. Die einander gegenüber stehenden Stützen sind durch schlanke Sichtbeton-Segmentbögen über dem Hauptschiff verbunden, über den Seitenschiffen kragen segmentbogenartig gekrümmte Träger aus, die über den Seitenwänden im Hochpunkt des Hauptschiffs spitz zulaufen. Im Äußeren dominieren neuromanischer Turm und gläserne Eingangsfassade, die das Tragwerk auch im Außenbau sichtbar werden lässt. Die ursprünglichen Seitenschiffwände aus Sichtbeton sind nachträglich mit Schiefer und Kupferbändern verkleidet worden und weisen eine Gestaltung mit wellenförmigen Fensterbänder auf.
Im Inneren öffnet sich ein weiter, heller, fast beschwingt wirkender Raum. Die schlanken Stahlbetonstützen deuten eine Dreischiffigkeit an; sie sind durch flache Sichtbetonbögen über dem Hauptschiff verbunden, über den Seitenschiffen sind ebenfalls gekrümmte Kragträger ausgebildet. Die gebogenen Decken der einzelnen Schiffe folgen dem Verlauf dieser Träger und bilden gemeinsam eine Wellenbewegung. Die Seitenwände des längsrechteckigen Raumes sind vollkommen geschlossen; ein Fensterband unterhalb der Decke setzt Dach und Wand voneinander ab und signalisiert die statische Unabhängigkeit von Wand und Dachtragwerk. Dessen unterer Abschluss wird durch gereihte Segmentbögen gebildet und setzt das bewegte Dachtragwerk motivisch fort. Der überwiegend von Osten hell erleuchtete Raum orientiert sich auf die mächtigen Mauern des Turmes, die – in der Mitte zur Turmkapelle raumhoch geöffnet - den Hintergrund für die frei im Raum liegende quadratische Altarinsel aus weißem Marmor bilden.
Der Tischaltar auf 12 Stützen entstand Anfang der 1970er Jahre anstelle des ursprünglich sehr viel höher herausgehobenen Altarbereiches. Der Ambo aus Bronze stammt von Egino Weinert. Der große Tabernakel wurde vom damaligen Pfarrer Ludwig Schöller bei Elmar Hillebrand in Auftrag gegeben, nachdem man 1973 die aus der Vorgängerkirche stammenden sechs Granitsäulen in den umgebenden Grünflächen ergraben hatte. Hillebrand gestaltete ein raumgreifendes Stück mit großem Baldachin und umfangreichem Bildprogramm.
Seitlich des Turmes sind die westlichen Stirnwände des Raumes wiederum raumhoch verglast. Zwischen Altarinsel und Turm ist ein mächtiger, aus Granitsäulen des Vorgängerbaues errichteter Tabernakel aufgestellt. In der nordwestlichen Raumecke ist ein Meditationsraum eingerichtet, der durch die seitlich frei im Raum stehende Orgel abgeschirmt ist. In den Seitenwänden springen je zwei kleine gerundete Nischen nach außen vor, die Platz für Beichtstühle und Andachtsbilder geben. Das südliche Seitenschiff ist durch eine kleine, skulptural ausgeformte Wandscheibe mit Seitenaltar leicht nach Westen abgeschlossen. Die rückwärtige, nach Südosten orientierte, raumhoch verglaste Eingangsfassade belichtet den Raum von hinten und bietet mit ihrer kostbar gestalteten Darstellung des Himmlischen Jerusalems ein festliches Entree. Das Fenster wurde im Büro Böhm u.a. von Heinz Bienefeld und Rolf Link entworfen. Die Seitenwände aus Schüttbeton weisen aufgrund des Ziegelsplitzuschlags aus den gemahlenen Steinen des Vorgängerbaues eine rosa Färbung auf, was den besonderen, festlichen Raumeindruck verstärkt.
St. Anna ist eine der wenigen Kirchen, die Dominikus und Gottfried Böhm in der Planung gemeinsam verantworteten, die Fertigstellung erlebte der 1955 verstorbene Dominikus Böhm nicht mehr. In dieser Zeit entstand gemeinsam mit dem Vater auch St. Paulus in Bonn-Beuel, die in zahlreichen Formdetails an Architektur der 1930er Jahre anknüpft und sehr viel konventioneller ist als St. Anna. Gottfried Böhm hatte seit dem Entwurf der Kolumba-Kapelle (1949/50) jedoch schon mehrere Kirchen alleine entworfen, die größtenteils eindrücklichere Beispiele seiner phantasievollen, in kein Schema passenden Entwürfe sind und zu denen auch St. Anna zu zählen ist. Mit St. Albert/Saarbrücken (1951-53), St. Paulus/Velbert (1954) oder St. Ursula/Hürth-Kalscheuren (1956) sind allerdings gestalterisch und raumschöpferisch noch bedeutendere Bauten entstanden. Der Entwurf zu St. Anna wird durch die Einbeziehung des alten Turmes bestimmten Zwängen unterworfen, es finden sich jedoch auch hier typische Elemente dieser frühen Schaffenszeit Gottfried Böhms wie z.B. die sehr schlanken, sichtbaren Stützen und die dünne, gebogene Deckenschale, die ein eindrückliches und innovatives Tragwerk ergeben sowie die raumhohe Verglasung. Die für andere Kirchen dieser Zeit typischen turmbekrönten liturgischen Orte finden sich bei St. Anna nicht, auch der Taufort hat keinerlei herausgehobenen Ort erhalten, war ursprünglich seitlich des Altarbereiches unter einer anfangs dort errichteten Orgelempore gedacht. St. Anna ist ein festlicher Raum von Vater und Sohn Böhm, der sich an die ‚Highlights’ der zeitgleichen Bauten von Gottfried Böhm anschließt.