Der Grundstein der Godesburg wurde am 15. Oktober 1210 durch den Kölner Erzbischof Dietrich I. von Hengebach (1209–1212) gelegt. Über die nächsten Jahrhunderte erfuhr die Burg einige Erweiterungen und wurde von den Kirchenfürsten als Landesburg sowie Residenz genutzt. Nach einer Belagerung im Truchsessischen Krieg im Jahre 1583 fiel die Godesburg schließlich der Sprengung zum Opfer und wurde im Anschluss nicht wieder aufgebaut. Für die Herrscher der nachfolgenden Jahrhunderte bot sie mit ihrer Lage weder Aussicht auf ‚commodité‘, einen notwendigen Wohnkomfort, noch war es lohnenswert, die Burganlage als wehrhafte Festung wieder zu errichten.
Nach Jahrhunderten eines eher stiefmütterlichen Daseins bot das anstehende 750-jährige Jubiläum der Grundsteinlegung im Jahr 1960 schließlich den Anlass für einen Ausbau der Burgruine. Die Stadtvertretung entschied sich daher die touristische Erschließung der Godesburg zu verbessern. Im Rahmen eines beschränkten Wettbewerbs wurde Gottfried Böhms Entwurf prämiert. Das Gästehaus mitsamt Restaurant wurde zwischen 1959 und 1961 realisiert.
Die Godesburg, die sich zentral über den Stadtteil Bonn-Bad Godesberg erhebt, ist seit jeher Landmarke und Wahrzeichen. Der Weg auf den Godesberg, einen erloschenen Vulkankegel, bedeutet auch heute noch die Überwindung von etwa 50 steilen Höhenmetern. Es ist daher nachvollziehbar, dass der felsige Untergrund damals die Ausführungen der Bauarbeiten erschwerte und die Fertigstellung erst ein Jahr nach den eigentlichen Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahr 1961 gefeiert werden konnte.
Eine Möglichkeit des Aufstiegs ist über einen Spazierweg an der Aennchenstraße. Eine andere Möglichkeit bietet sich durch die Nutzung der westlichen Zufahrtsstraße, die sich den Berg hochwindet und von der verschiedene Gehwege zur Burg abzweigen. Die Straße führt vorbei an dem Burgfriedhof und der barocken Michaelskapelle. Hier, im Bereich der ehemaligen Vorburg, wird der Anstieg ebener und mündet auf einen großzügigen Parkplatz direkt unterhalb der Burg. Das Burgplateau lässt sich vom Parkplatz aus entweder über den südwestlich gelegenen Aufzugsturm oder über eine Fußgängerrampe und Treppe erreichen.
Die baulichen Ergänzungen bestehend aus dem Gästehaus und Restaurant gruppieren sich um den zentralen Burgfried. Insgesamt wirkt der Raum angenehm geschlossen, aber zugleich existieren auch genügend unverschlossene Bereiche, die immer wieder den Blick ins Tal und in die Ferne ermöglichen und die Lage der Godesburg so reizvoll erscheinen lassen. Mit der horizontalen Orientierung der einzelnen Gebäudeteile nahm Böhm Rücksicht auf den historischen Bestand, denn aus der Ferne auf den Godesberg blickend, bleibt der Burgfried unverstellt.
An der westlichen Seite liegt das ehemalige Hotel, das einst 14 Zimmer beherbergte. Inzwischen sind hier Privatwohnungen untergebracht. Die Fassade des ehemaligen Gästehauses ist in Stahlbeton ausgeführt und die Oberfläche ist durch Steinmetzarbeit mit Spitzeisen und Hammer bearbeitet worden, sodass kleine Unebenheiten die Anmutung von Alter suggerieren. Zudem erscheinen die Unter- und Oberseiten der kantig entworfenen Erker wie ein modernes Zitat der Zinnen des alten Burgmauerwerks. Eine Brücke aus mäandrierenden Metallverstrebungen verbindet auch heute das ehemalige Gästehaus mit dem Restaurant. Das Restaurant erstreckt sich entlang der nördlichen Bergseite Richtung Osten. Als räumliche Verlängerung in den Außenraum gedacht, schließt sich in südlicher Richtung eine Terrasse an.
Gottfried Böhms moderne Ergänzungen in Stahl-, Sichtbeton und Tuffstein passen einerseits farblich zum mittelalterlichen Baubestand, andererseits verfolgte Böhm mit der Wahl des Materials auch die Idee von der Erkennbarkeit des Neuen. In der Verwendung von Beton, Glas und filigranen Stahlprofilen setzen sich Restaurant und Hotel materiell klar erkennbar vom Burgmauerwerk ab.
Im Inneren des Restaurants zeichnen Räume wie der Große Saal den Grundriss des ehemaligen Palas, dem Hauptgebäude der mittelalterlichen Burg mit Wohn- und Festsaal, nach. Mit dem Großen Saal, wie auch mit der kleineren Weinstube, werden verschiedene räumliche Qualitäten für die unterschiedlichsten Anlässe geboten. Der Einsatz von Panoramafenstern im Großen Saal eröffnet beispielsweise den Blick auf die Stadt Bonn.
Im Vergleich zu den nördlichen Räumen wurden das Foyer und die Terrasse in Grundriss und Raumaufteilung von Böhm völlig neu gedacht. Sie zeichnen keine historischen Grundrisse nach, sondern bilden aus Glas und Stahl eine architektonische Folie, von der aus sich der Blick auf Godesberg und das rechtsrheinische Siebengebirge erstreckt. Die Terrasse wurde auf runden Stützen stehend, offen konzipiert. Einen bereits existierenden Baum auf der Terrasse bezog Böhm mit in den Entwurf ein, indem das Flachdach eine kreisrunde Auslassung erhielt, durch die der Baum herauswachsen kann.
Vergleichbar mit den bekannten plastischen Bauten Böhms wie dem Rathaus in Bensberg (1962-1971) oder der Wallfahrtskirche in Neviges (1963-1972) verdeutlichen die Neubauten auf dem Godesberg, dass der Baustoff Beton eine zentrale Rolle im architektonischen Werk von Gottfried Böhm spielt. Der Einsatz von Stahl-, Sichtbeton und Tuffstein und dessen partielle Bearbeitung zeugt von der Bedeutung von Materialität. Die Raumbildung lässt zudem auch Böhms Auseinandersetzung mit der Historie des Ortes erkennen. Böhm war nicht nur die Raumbildung innerhalb der Burganlage wichtig, sondern auch die Einbindung der umgebenden Landschaft. Vergleichbare Ideen aus dem Werk des Architekten finden sich bei der Erweiterung der Ruine Kauzenburg in Bad Kreuznach (1969-1976) und bei der Gestaltung des Mittelbaus des Saarbrücker Schlosses (1982-1989).