Erst nach dem Zweiten Weltkrieg stieg in Kierspe durch Flüchtlinge die Zahl der Katholiken so weit an, dass eine Loslösung von der Gemeinde in Meinerzhagen sinnvoll erschien. nach dem Zweiten Weltkrieg wurde als Notkirche eine Baracke erworben. Der ursprünglich vorgesehene Bauplatz wurde gegen ein größeres Gelände getauscht, auf dem sich während des Krieges ein Zwangsarbeiterlager befunden hatte. In den Jahren 1957/58 entstanden die Entwurfsgedanken Gottfried Böhms. 1959/60 wurde der Bau errichtet; die Ausstattung 1961 fertiggestellt und die Weihe vollzogen.
Bereits in den 1980er Jahren musste die Kirche erstmals saniert werden; das raue Klima in fast 400 m Höhe griff Werkstein- und Betonoberflächen an. Das offene Glockengeschoss des Turmes musste saniert werden. Auch der Putz der gemauerten Außenwände musste erneuert werden. In den Jahren 2012/13 fand erneut eine umfangreiche Sanierung statt. Dabei wurde erneut der Putz ausgetauscht und die Flachdächer neu gedeckt. Die Mauerkronen aus Sichtbeton wurden einschließlich des Aufsatzes über dem Haupteingang mit Zementfaserplatten verkleidet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zwischen den beiden Siedlungskernen Kierspe-Dorf mit der historischen, seit der Reformation evangelischen Pfarrkirche und Kierspe-Bahnhof eine aufgelockerte Zentrumsbebauung geplant, in die sich auch die neue katholische Pfarrkirche einfügen sollte. Dies veranlasste Böhm, Kirche und Gemeindezentrum als klar definierten, abgeschlossenen Block zu gestalten, der im vorderen Bereich einen Innenhof umfasst und im Osten durch einen erhöhten Chorraum ergänzt wird. Der im Zentrum des Blocks stehende zylindrische Kirchturm mit seiner Kegelhaube korrespondiert mit dem sechseckigen Zeltdach über dem Chor. Der glatt verputzte Block ist zur Straße hin durch ein rechteckiges Tor mit zwei Gitterflügeln geöffnet; der halbkreisförmige, mit roten Ziegeln gepflasterte und von Bäumen gerahmte Vorplatz kragt in den Straßenraum hinein. Die beiderseits des Innenhofs auf zwei Geschossen untergebrachten Gemeinde- und Wohnräume besitzen schlichte, glatte Fassaden; an der Südseite ist dem Block ein zweigeschossiger Wintergarten-Erker vorgelegt.
Die den Rest des Blockes in ganzer Breite ausfüllende Kirche ist zum Innenhof hin fast völlig geöffnet; zwei wandhohe, reich untergliederte Glasfenster begleiten den halbrund vorspringenden Glockenturm, dessen Erdgeschoss als Eingangsraum mit zentralem Weihwasserbecken dient. Eine Flügeltür mit Kunstverglasung bildet das Hauptportal. Heute dienen die Nebeneingänge in den Gemeindebauten mit ihren Windfängen als Alltagszugang.
Die Außenmauer der Kirche ist an den Seiten fast vollständig geschlossen; zwei kleine Fensterpaare durchbrechen sie. Nach Osten öffnet im mittleren Bereich die aus balusterartigen Stützen gebildete, dreiseitige Apsis als Teil des nach oben verlängerten Chorraumes die glatte Wandfläche des Blocks. Oberhalb des Daches setzt sich die Balusterstruktur auch über dem Kirchenraum fort; das polygonale Schieferdach darüber fasst die Bereiche wieder zusammen.
Das Innere der Kirche bildet einen weiten, durch die geschlossenen Seitenwände begrenzten Raum, in den von Osten her der erhöhte und belichtete Chorraum mit dem Altar eingestellt ist. Je sechs gusseiserne Säulen mit den Apostelleuchtern tragen die Mauer an den in den Kirchenraum hineinragenden Seiten des Chorraumes und ermöglichen so bessere Sicht auf den Altar.
Das betont massive hölzerne Gestühl ist in vier Reihen in West-Ost-Ausrichtung aufgestellt. Die seitlichen Räume sind dabei gleichzeitig kapellenartig auf einen Marienaltar sowie einen Sakramentsaltar mit dem Tabernakel ausgerichtet. Hinter diesen befinden sich im Norden die Orgel, in Süden der schlichte runde Taufstein.
Während der Boden mit großen, flachen roten Ziegeln ausgelegt ist, bestehen die Altäre, auch der massive, fast quadratische Hochaltar, aus hellgelbem Weiberner Tuff.
Eine wichtige Rolle für die Kirche spielen die umfangreichen, bauzeitlichen Glasmalereien von dem Kölner Künstler Robert Rexhausen. Im Chor wird das für Böhm typische Motiv der Rose vielfach wiederholt. Nur das Zentrum im östlichen Fenster ist durch eine abstrakte Darstellung der Dreifaltigkeit hervorgehoben.
Komplexe, symmetrisch aufgebaute und durch die Verbleiung gegliederte Kompositionen füllen die beiden Fenster zum Innenhof im Westen. Ihren Themen sind die Apokalyptischen Visionen des Lammes und des Weltgerichts, die zudem für den Alten und Neuen Bund stehen.
St. Josef in Kierspe gehört zu jener Werkgruppe in Gottfried Böhms Schaffen, bei der er sich von traditionellen Bautypen zu lösen beginnt; vielfach wird auch eine Auseinandersetzung mit orientalischen Bau- und Schmuckformen angenommen. Als erster und wichtigster Bau gilt die gleichzeitig entstandene Herz-Jesu-Kirche in Bergisch Gladbach-Schildgen. Gerade im Vergleich zu dieser Kirche wird deutlich, dass sich Böhm in Kierspe weitaus freier und mit anderen Schwerpunkten beschäftigte. Das beginnt mit der anderen städtebaulichen Ausgangslage: Hier musste weniger auf Bestehendes Rücksicht genommen, dafür die Fernwirkung mehr berücksichtigt werden. Auch die verwendeten Materialien sind teils andere: Im – leichter erreichbaren – Schildgen arbeitet Böhm mit verschiedenen Techniken des Betonbaus, während in Kierspe im Kern Backstein zur Anwendung kommt, den Böhm der Gesamtwirkung zuliebe verputzen lässt. Die Betonabdeckungen erweisen sich als nicht witterungsbeständig genug, und – vielleicht auch als regionales Zugeständnis – wird Schiefer für die Dächer verwandt. Im Unterschied zu Schildgen ist der hervorgehobene Altarraum in Kierspe in Form des klassischen Chorraumes entwickelt; dadurch ist die Anordnung der Bänke eher traditionell gerichtet, zumal hier die zentrale Achse von der Straße bis zum Chorscheitel durchgehalten wird.
Bemerkenswert ist auch die integrale Stellung der Glasfenster, die hier zwar nicht vom Baumeister selbst, sondern einem engen Vertrauten stammen, aber auch thematisch höchsten Anspruch anmelden. Auch die weitere Ausstattung – mit wenigen, aber exquisiten Antiquitäten, einem nur wenig jüngeren, passenden Kreuzweg, spricht für die Wertschätzung und Sorgfalt, mit der Klerus und Gemeinde ihr Gotteshaus ausstatteten und bis heute vorbildlich pflegen.