Der Stadtteil Ückendorf befindet sich im Süden Gelsenkirchens, unmittelbar an der Bochumer Stadtgrenze. Nachdem sich Gelsenkirchen bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem unter dem Einfluss des Kohlebergbaus aus kleinen Dörfern und Gemeinden zu einer dynamisch wachsenden Großstadt formierte, bestand spätestens nach 1945 die Notwendigkeit, in eine bessere Lebensqualität und soziale Infrastruktur in der „Stadt der tausend Feuer“ zu investieren.
In diesem Gesamtzusammenhang wurde unter anderem im östlichen Teil Ückendorfs eine umfangreiche Zeilenbausiedlung errichtet, die mehr Platz für Licht, Luft und Grünflächen ließ. Als neuen sozialen Mittelpunkt für diese Siedlung plante Gottfried Böhm ein Gemeindezentrum, das alle wesentlichen Funktionen der Gemeinde aufnahm und von 1965 bis 1966 umgesetzt werden konnte. Erst 1978 wurde der Turm unter der Leitung des Gelsenkirchener Architekten Hans Nolte errichtet, jedoch unter Verwendung des Entwurfs von Gottfried Böhm.
Das Pfarrzentrum befindet sich freistehend auf einem Eckgrundstück am Rande der Zeilenbausiedlung und ist umgeben von einer mit zahlreichen Bäumen bestandenen Grünfläche. Rückwärtig und südlich des Pfarrzentrums befinden sich Spielplätze, Kleingartenanlagen und eine Hochspannungsleitung in nächster Nähe zur Bochumer Stadtgrenze, was die Lage in der charakteristischen Heterogenität der Stadtlandschaft im Ruhrgebiet verdeutlicht. Der Gebäudekomplex orientiert sich zwar grob an den Fluchten des vorhandenen Städtebaus, behauptet sich jedoch mit großem Abstand zur benachbarten Bebauung als unabhängige Existenz. Das Pfarrzentrum besteht aus mehreren miteinander verbundenen Gebäudeteilen, die sich um einen gemeinsamen Innenhof gruppieren. Die Fassaden erwecken dabei den Eindruck zahlreicher ineinander verschränkter Kuben und Quader, die vielfältige und komplexe Ansichten erzeugen. Im Norden der Anlage befindet sich der Kirchenraum, an den im östlichen Flügel ein Gemeindesaal, Gruppenräume sowie eine Küsterwohnung anschließen.
Der südliche Flügel beherbergt eine Kinder- und Altentagesstätte und im Westen der Anlage befindet sich das Pfarrhaus mit Pfarrbüro und Dienstwohnungen. Während sich die nördliche Fassade der Umgebung weitegehend verschließt, öffnet sich die Westseite als Hauptansicht zur Wohnsiedlung. Den Eingang zum Hof markiert dabei der schon von weitem sichtbare Turm auf quadratischem Grundriss, der an den Südflügel anschließt und im Zusammenspiel mit dem gegenüberliegenden Pfarrhaus den Hofeingang markiert. Zusammengebunden werden die einzelnen Gebäudeteile durch die von Norden nach Süden abfallende Dachfläche, welche in der Westansicht als Ganzes erkennbar wird. Vom hohen Kirchenraum bis zur niedrigen Kinder- und Altentagesstätte entsteht der Eindruck eines durchlaufenden Pultdachs. Dieser Dynamik laufen fünf Tetraeder zur Belichtung des Kirchenraums sowie das Dach des Kirchturms entgegen, die gemeinsam in die entgegengesetzte Richtung streben. Ebenso verbindet die unterschiedlichen Gebäudeteile auch das rote Backsteinmauerwerk, das wie die schwarzen Rahmen der Fenster- und Türelemente durchgängig verwendet worden ist. Innerhalb des Hofs markiert eine hervortretende Giebelfront den Kircheneingang, der auf ganzer Höhe mit einer Buntverglasung ausgestattet ist. All dies unterstreicht, dass es sich nicht um eine einzelne Kirche mit untergeordneten Anhängen handelt, sondern die unterschiedlichen Funktionen und Aufgabenbereiche der Gemeinde tatsächlich „unter einem Dach“ vereint sein sollen.
Das Innere der Kirche setzt sich im Grundriss aus mehreren annähernd quadratischen Flächen zusammen, die ineinander verschränkt sind. Durch zwei in den Hauptraum eingestellte Wandscheiben bilden sich ein westliches Seitenschiff als Werktagskapelle sowie zwei östliche Seitenbereiche für die Taufstelle und die Orgel neben der Sakristei. Sehr stark prägt die rote Farbe des innen wie außen verwendeten Sichtmauerwerks die Atmosphäre des Raums. Die zum Chor hin aufsteigenden Wände sind bis auf zwei kleine Fenster hinter dem Altar und in der Werktagskapelle öffnungslos und vermitteln so den Eindruck monolithischer Massivität. Trotz des alternativen Materials gelingt so eine vergleichbare Wirkung wie in Böhms Betonkirchen dieser Zeit. In seiner Kleinteiligkeit verleiht das Mauerwerk den Wandflächen eine feine Textur, die die Materialität aus der Außengestaltung übernimmt und den Bau als authentischen Massivbau erscheinen lässt.
Charakteristisch für den Entwurf des Innenraums ist die Belichtung über mehrere Lichtgiebel auf dem Dach der Kirche, die die Form eines Tetraeders besitzen. Während der südlichste Giebel in den Eingangsbereich mit seiner kunstvollen Glasmalerei einer roten Sonne der Künstlerin Hildegard Bienen integriert ist, befinden sich zwei kleinere Lichtgiebel über den Seitenbereichen und ein größerer in zentraler Position über dem Altarbereich. Von unten präsentieren sie sich durch eine dreieckige Deckenöffnung, die über dem Altar breiter und über dem Eingang sowie den Seitenbereichen schmaler ausfällt. Die gesamte Decke und auch die Lichtgiebel sind aus Stahlbeton konstruiert und stellen in ihrer rohen Erscheinung die strukturgebenden Abdrücke der Schalungsbretter zur Schau.
Wie in einigen anderen Kirchen entwarf Gottfried Böhm auch hier selbst Altar und Ambo, die sich beide als schwere Steine auf runden Füßen zeigen. Trotz der quadratischen Grundrissformen ist die Kirche als Wegekirche zu sehen, was die strenge Ausrichtung der hölzernen Kirchenbänke zum Altar sowie der relativ stark abgetrennte Chorbereich verdeutlichen; ebenso scheint die dreieckige Deckenöffnung des Lichtgiebels wie ein Pfeil nach vorn zu weisen.
Wie in vielen seiner Kirchenbauten bis in die 1960er Jahre wählte Gottfried Böhm für das Gemeindezentrum St. Thomas Morus eine gestalterische Kombination aus Mauerwerk und Sichtbeton. Auffällig ist hier jedoch der deutlich höhere Anteil des Mauerwerks. Der andernorts allgegenwärtige Sichtbeton zeigt sich konstruktionsbedingt nur in der Decke des Innenraums, die Fassade kommt gänzlich ohne ihn aus. Während Böhm die warme Erscheinung des Mauerwerks für weite Teile des Gemeindezentrums, insbesondere auch die sozialen Einrichtungen, als geeigneter bewertete, setzt er den Sichtbeton zielgerichtet in seiner Eigenschaft als „sakrales Material“ zur Unterstützung der Lichtregie im Kirchenraum ein. Insofern nimmt das Gemeindezentrum zumindest eine Außenseiterrolle im Werk des Architekten aus den 1960er Jahren ein, teilt sich diese aber auch mit Kirchen wie St. Albertus Magnus in Bochum oder St. Johannes Baptist in Rheda-Wiedenbrück, die im selben Zeitraum fertiggestellt wurden.
Als Nebeneffekt wird damit auch der Backsteintradition des Ruhrgebiets die Ehre erwiesen. Mit der Integration aller wesentlichen sozialen und administrativen Funktionsbereiche der Gemeinde unter ein und demselben Dach bereitete Böhm schon die spätere Tendenz zu Gemeindezentren vor, die mit der zunehmenden Säkularisierung der bundesdeutschen Gesellschaft nach 1968 einherging. Anders als in späteren Beispielen wird der sakrale Charakter des Kirchenraums in St. Thomas Morus jedoch noch sehr stark betont.